Endlich hat der Frühling Einzug gehalten. Deutlich präsentiert
er sich im Stadtpark. Wenn man nicht gerade mit Tunnelblick hindurch spaziert,
kann man sich an dem jungfräulichen Grün des Rasens erfreuen, aus dem die
letzten blühenden Schneeglöckchen heraus ragen und viele Krokusse in blau,
violett, weiß und in kräftigem Gelb den Rasen zieren. Märzbecher stehen kurz
vor ihrer Blüte und
sogar die Narzissen verbergen ihre Knospen schon in ihren
Schwertblättern.
Die Sonne hat schon für die Jahreszeit viel an Kraft
gewonnen und durch die noch unbelaubten Zweige der mächtigen alten Parkbäume
fallen wärmende Sonnenstrahlen einladend auf eine Bank.
Ein älteres Pärchen erspäht die Bank und nimmt dankbar auf
ihr
Platz. Eng bei einander sitzen sie, der Mann und die Frau. Ihre Hände finden sich und ihre Finger
verflechten sich ineinander. Sie genießen die Nähe des Anderen.
Dieser herrliche Tag hat sie zu einem längeren Weg verführt.
Während der langen dunklen Monate
blieb man lieber zu Hause oder ging nur kurze Wege. So sind sie jetzt ein wenig
erschöpft und freuen sich über
diese Sitzgelegenheit.
„Schau mal“, macht er sie darauf aufmerksam, „schau mal dort
die Weidenkätzchen! Sie gucken tatsächlich schon neugierig aus ihren Knospen
hervor!“
„Oh, wie schön!“ antwort sie und weist sogleich mit ihrem
Finger in die Lüfte. „Hast du schon bemerkt, dass die Amseln sich im Flug
verfolgen und das muntere Treiben der Finken und Meisen? Und wie keck die
Spatzen sind!“
Mit einem Lächeln meint er: „Ja, ja, der Frühling . . .“
Er legt seinen Arm um sie und dreht sich zu ihr hin
und flüstert ihr zu: „Erinnerst du dich – an damals, in
unserer ersten Zeit?“
Er schaut sie verschmitzt an und sie, sie bekommt
doch tatsächlich einen roten Kopf unter seinem Blick.
Berührt schaut er sie an und er kann nicht anders,
küsst sie ganz behutsam mitten auf ihren Mund.
„Aber, aber, nicht doch . . ..“ sagt sie leise und mit einem
herzlichen Auflachen drückt er sie noch enger an sich und fragt sie dann ganz
profan: „Hast du nicht auch Kaffeedurst? Komm lass uns gehen.“
©Ingrid Horn
Danke für das Lächeln.
AntwortenLöschenLieben Gruß
Lemmie
Es ist schön, dass du dich an dieser kleinen Geschichte erfreut hast. Ich finde es immer sehr berührend, wenn gebrechliche Menschen im hohen Alter sich an den Händen haltend oder auch gegenseitig stützend spazieren gehen. So ist dies hier entstanden.
AntwortenLöschenMich hast du auch erfreut - sehr sogar und ich danke dir für deinen Besuch hier.
Liebe Grüße
Ingrid