Dienstag, 3. März 2015

Zwei auf einer Bank


Endlich hat der Frühling Einzug gehalten. Deutlich präsentiert er sich im Stadtpark. Wenn man nicht gerade mit Tunnelblick hindurch spaziert, kann man sich an dem jungfräulichen Grün des Rasens erfreuen, aus dem die letzten blühenden Schneeglöckchen heraus ragen und viele Krokusse in blau, violett, weiß und in kräftigem Gelb den Rasen zieren. Märzbecher stehen kurz vor ihrer Blüte und

sogar die Narzissen verbergen ihre Knospen schon in ihren Schwertblättern.

Die Sonne hat schon für die Jahreszeit viel an Kraft gewonnen und durch die noch unbelaubten Zweige der mächtigen alten Parkbäume fallen wärmende Sonnenstrahlen einladend auf eine Bank.

Ein älteres Pärchen erspäht die Bank und nimmt dankbar auf ihr
Platz. Eng bei einander sitzen sie, der Mann und die Frau.  Ihre Hände finden sich und ihre Finger verflechten sich ineinander. Sie genießen die Nähe des Anderen.
Dieser herrliche Tag hat sie zu einem längeren Weg verführt.  Während der langen dunklen Monate blieb man lieber zu Hause oder ging nur kurze Wege. So sind sie jetzt ein wenig erschöpft und freuen sich über  diese Sitzgelegenheit. 

„Schau mal“, macht er sie darauf aufmerksam, „schau mal dort die Weidenkätzchen! Sie gucken tatsächlich schon neugierig aus ihren Knospen hervor!“
„Oh, wie schön!“ antwort sie und weist sogleich mit ihrem Finger in die Lüfte. „Hast du schon bemerkt, dass die Amseln sich im Flug verfolgen und das muntere Treiben der Finken und Meisen? Und wie keck die Spatzen sind!“
Mit einem Lächeln meint er: „Ja, ja, der Frühling . . .“

Er legt seinen Arm um sie und dreht sich zu ihr hin
und flüstert ihr zu: „Erinnerst du dich – an damals, in unserer ersten Zeit?“
Er schaut sie verschmitzt an und sie, sie bekommt
doch tatsächlich einen roten Kopf unter seinem Blick.
Berührt schaut er sie an und er kann nicht anders,
küsst sie ganz behutsam mitten auf ihren Mund.
„Aber, aber, nicht doch . . ..“ sagt sie leise und mit einem herzlichen Auflachen drückt er sie noch enger an sich und fragt sie dann ganz profan: „Hast du nicht auch Kaffeedurst? Komm lass uns gehen.“

©Ingrid Horn


2 Kommentare:

  1. Danke für das Lächeln.
    Lieben Gruß
    Lemmie

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  2. Es ist schön, dass du dich an dieser kleinen Geschichte erfreut hast. Ich finde es immer sehr berührend, wenn gebrechliche Menschen im hohen Alter sich an den Händen haltend oder auch gegenseitig stützend spazieren gehen. So ist dies hier entstanden.
    Mich hast du auch erfreut - sehr sogar und ich danke dir für deinen Besuch hier.
    Liebe Grüße
    Ingrid

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