Montag, 14. Juli 2014

Begegnung

Auf dem Wege zum Briefkasten begegnete ich einer alten Dame. Ich kenne sie schon viele Jahre. Sie kam mit einem Rollator daher und ich war erstaunt, denn bisher war sie für ihr Alter (die Mitte der 80iger hat sie bereits überschritten) immens rüstig. Sie genoss es, ihrer Familie auf dem Wochenmarkt zu helfen. Der Kontakt zu den Mitmenschen war ihr immer wichtig. Nun bedauert sie, dass es zur Zeit nicht mehr geht und arbeitet an sich mit Hilfe von Physiotherapeuten jeden Tag bis zur Schmerzgrenze, damit sie wieder schnell fit wird (so der Herrgott es zulässt).

Was war geschehen?  - Die Dame lebt allein in ihrer Wohnung. Sie war auf den Rücken gefallen und kam nicht mehr hoch. Niemand hörte ihr rufen. Sie robbte irgendwie Richtung Telefon und versuchte, es an sich heran zu ziehen. Dabei zog sie versehentlich das Kabel aus der Telefonsteckdose.
Was nun? Angst kroch in ihr hoch. Sie lag bereits seit zwei Stunden auf dem Boden. In ihrer Verzweiflung robbte sie in ein anderes Zimmer, um sich dort an einem Bord hochziehen zu können. Fehlanzeige! Nun überlegte sie, wo sich ihr noch eine Gelegenheit bot, wieder auf die Füße zu kommen und robbte weiter ins Bad.
Ihr gelang es einfach nicht, wieder hochzukommen und die Schmerzen und die Angst machten ihr arg zu schaffen. Nach einer langen Zeit sah sie Jemand vorbei gehen und schrie um Hilfe.
Endlich wurde sie von den Nachbarn gehört, die jedoch keinen Zugang zu der Wohnung hatten. Diese benachrichtigten ihre Tochter, die alles stehen ließ und sofort kam. Inzwischen hatten die Nachbarn den Krankenwagen gerufen. Welch ein Glück – so wurde Zeit gespart. Mit Blaulicht kam sie ins nächste Krankenhaus, wurde dann in ein anderes verlegt zwecks Untersuchungen (MRT) und anschließend kam sie noch in ein drittes Krankenhaus.  – Was für eine Odyssee! Dabei hatte sie noch so viel Glück im Unglück!
 
Nun bekommt sie einen Notrufanschluss, den sie in Form eines roten Knopfes um den Hals tragen kann. Viele ältere Leute fallen hin und brechen sich das Becken, Oberschenkelhalsbruch, Schulter oder die Gelenke.

Welch ein Segen, dass es diese Einrichtungen der Notrufe gibt, damit alleinstehende ältere Leute schnelle Hilfe bekommen können.

©by Ingrid Horn

1 Kommentar:

  1. wie kam ich hierher und las dies...ah..ja, durch Horst den Dichterfürsten oder besser gesagt wildgoosemann, -
    eine sehr schöne Seite finde ich hier vor, mit vielen Naturaufnahmen und nachdenklichen Texten voller Gedankentiefe;
    die Geschichte der alten Dame erinnert mich an vieles aus meiner langjährigen Praxis, als ich auch Privatpflege übernahm und kann dir nur beipflichten wie wichtig es ist sich anderen anzuvertrauen und nicht nur darauf zu vertrauen dass man sich immer alleine helfen kann..
    Nur, was ist wenn der Knopf aus ein klein wenig Starrsinn das Alter und die Gebrechlichkeit nicht sehen zu wollen - nicht !!!getragen wird obwohl man sehr wohl weiss wie wichtig er ist..?
    eine schön geschriebene geschichte...
    herzlichst Angelface

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